Die Crowd soll's richten

Im letzten Eintrag haben wir eine Übersicht gegeben über Crowdfunding und seine Teilbereiche (hier nachzulesen) gegeben. Dabei kam wenig überraschend heraus, dass sich SmartDonate ganz klar dem Crowd-Donating zuordnen lässt. Trotzdem findet man diesen Begriff nicht auf unserer Webseite - dabei tönt "Crowd-Donation-Plattform" doch viel hipper als "Digitale Spendenplattform". Es gibt dafür aber zwei wichtige Gründe.

Zum einen stellt der Begriff "Crowd-Donating" unserer Meinung nach nicht etwa die Crowd, also den "Spender-Schwarm", ins Zentrum, sondern das gemeinsame Ziel: die "Donation" resp. das Hilfsprojekt, welches durch Spenden finanziert werden soll. Die Crowd ist dabei eher Mittel zum Zweck: eine lose Gruppe von Spenderinnen und Spendern, welche sich für eine bestimmte Idee überzeugen liessen. Nach der Spende wird der anonyme Schwarm weiterziehen und jeder für sich ein nächstes Projekt finden, welches im Moment attraktiv präsentiert wird.

Das bringt uns zum anderen Punkt, bei welchem wir von SmartDonate nicht mit der heute geläufigen Interpretation von Crowd-Donating übereinstimmen: der starke Fokus auf Projekte. Die Medien berichten regelmässig von äusserst erfolgreichen Projekten - Schwerkranke, welche sich eine dringende Behandlung alleine nicht leisten können oder als kürzlich die Gäste und Fans der Kult-Bar Albani in Winterthur das von der Bar gemietete Gebäude kauften, um das Fortbestehen "ihres" Lokals zu sichern. Solche zeitlich beschränkten Projekte sind ein wichtiges Werkzeug und geben gerade auch Privaten die Möglichkeit, Geld für ihre Herzensangelegenheiten zu sammeln. Für etablierte Hilfswerke decken aber solche zweckgebundenen Spenden oft nur einen kleinen Teil des benötigten Budgets ab, da deren Aktivitäten einen langfristigen, kontinuierlichen Spendenfluss benötigen. Ausserdem eignen sich nicht alle Themen gleich gut für eine erfolgreiche Online-Kampagne: Ein Fahrdienst für Senioren, die Katalogisierung der hiesigen Flora oder der Betrieb einer Suppenküche für Bedürftige wird es schwer haben, ausreichend Resonanz zu generieren.

Wir sind überzeugt, dass die Schweiz eine digitale Spendenplattform braucht, welche eine fortwährende Beziehung zwischen Spendern und Hilfswerken ermöglicht. Eine Plattform, welche niemanden dazu drängt, eine langfristige Finanzstrategie durch immer neue Strohfeuer voranzutreiben. Kurz: eine Plattform, welche etablierten Hilfswerken eine Möglichkeit gibt, ihren Spendenbetrieb mit minimalem Aufwand auf eine effiziente, digitale Basis zu stellen. Auch wenn "Cloud-based Crowd-Engagement-Plattform für Fundraising 2.0" vielleicht hipper tönen würde.


Crowd und Rüben

Der Begriff "Crowdfunding" (oder auf Deutsch "Schwarmfinanzierung") ist in der heutigen Zeit allgegenwärtig. In diesem Blog-Eintrag wollen wir eine kurze Übersicht geben, was Crowdfunding genau ist und aufzeigen, welche sehr unterschiedlichen Teilbereiche dazugehören.

Crowdfunding ist eine Methode der Geldbeschaffung wobei die Finanzierung nicht eine einzelne Partei (z.B. eine Bank oder ein Investor) ist, sondern eine Vielzahl von Personen. Im heutigen Sinn werden diese Personen meist via Internet gefunden. Obwohl der Begriff Crowdfunding relativ neu ist - er tauchte erst im Jahr 2006 zum ersten Mal auf - ist die Idee, das benötigte Kapital auf eine grosse Gruppe von Geldgebern zu verteilen, keinesfalls neu: Im 19. Jahrhundert wurde der Bau des Sockels der Freiheitsstatue erst durch mehr als 160'000 Einzelspenden ermöglicht und auch verschiedene Kriege wurden durch Kriegs- oder Wehranleihen von der eigenen Bevölkerung mitfinanziert.

Das Crowdfunding lässt sich in mehrere Teilbereiche aufteilen, wobei die Definitionen je nach Quelle unterschiedlich sind. Zu den wichtigsten Bereichen gehören:

  • Crowdsupporting oder -sponsoring: Im Austausch für Geld erhält der Kapitalgeber immaterielle Leistungen oder Güter. Bekannte Beispiele sind dafür sind die Projekte auf Kickstarter oder Indigogo, bei denen man eine Produktentwicklung mitfinanziert und dafür das Produkt zu Sonderkonditionen erhält. Das Risiko, dass ein Produkt nicht das Licht der Welt erblickt, trägt dabei die Crowd.
  • Anstatt einer Dienstleistung oder einem Produkt erhält der Geldgeber beim Crowdinvesting eine Beteiligung an der Firma oder dem finanzierten Objekt. So kann beispielsweise eine Gruppe von Privatpersonen zusammen ein Haus kaufen und die erwirtschaftete Miete wird anschliessend anteilsmässig verteilt.
  • Wird das Geld der Crowd nur geliehen und später mit Zinsen zurückbezahlt, spricht man vom Crowdlending. Während Kredite primär von Banken vergeben werden, sind beim Crowdlending die Kapitalgeber typischerweise Privatpersonen, welche anderen Privatpersonen oder KMUs Geld leihen.
  • Beim Crowddonating fällt die direkte Gegenleistung weg, das Geld wird also gespendet. Der Empfänger ist häufig ein soziales, karitatives oder politisches Projekt.
  • Etwas komplizierter ist das Invoice Trading, welches auch ein Bereich innerhalb des Crowdfunding ist. Dabei verkauft typischerweise in KMU offene Rechnungen mit einem Abschlag an private Investoren, es lässt sich also die Rechnungen vorfinanzieren. Die Differenz zwischen Rechnungsbetrag und Verkaufspreis ist der Gewinn für Geldgeber aus der Crowd, wobei sie das Risiko tragen, dass eine Rechnung spät oder gar nicht bezahlt wird.

Man mag sich nun fragen: Warum ist die Unterscheidung wichtig? Die Antwort lässt sich an folgendem Beispiel illustrieren: Oculus ist eine Firma, welche Virtual-Reality-Headsets herstellt. Die Produkt-Entwicklung wurde teilweise über ein Kickstarter-Projekt finanziert, welches äusserst erfolgreich war: Die geplanten 250'000 US-Dollar waren bereits nach 4 Stunden erreicht, am Schluss wurden knapp 2.5 Millionen USD gesammelt. Alle wollten "ein Teil werden" dieses vielversprechenden Projekts - genau wie das bei Crowdfunding suggeriert wird. Rund 2 Jahre später wurde die Firma von Facebook für satte 2 Milliarden USD gekauft. Von dieser Wertsteigerung sah die Crowd aber nichts, da es sich bei Kickstarter eine Crowdsupporting- und nicht Crowdinvesting-Plattform handelt. Man muss sich also bei jedem Crowdfunding-Engagement genau fragen, was man für sein Geld bekommt und welche Risken man trägt.

SmartDonate lässt sich übrigens ganz klar dem Crowddonating zuordnen. Warum man diesen Begriff auf unserer Webseite aber vergeblich sucht, erläutern wir im nächsten Blog-Eintrag.