Darf’s ein bisschen weniger sein?

Wir sind es uns gewohnt, Preise zu vergleichen. Egal ob Handyabo, Krankenkasse oder beim täglichen Einkauf: wer vergleicht, hat am Schluss mehr im Portemonnaie. Neben dem Spareffekt hat regelmässiges Preisvergleichen noch einen weiteren Vorteil: man bekommt als Kunde ein Gefühl dafür, wie hohe Margen der Anbieter eines Produkts oder einer Dienstleistung verdienen muss, um profitabel wirtschaften zu können. Der Preisunterschied kann zum Beispiel durch einen besseren Service oder eine längere Garantiedauer gerechtfertigt sein – oder es ist ein Hinweis, dass der Anbieter zu hohe Margen einkalkuliert.

Für viele Themenbereiche gibt es unterdessen spezialisierte Anbieter, die uns beim Vergleich der Preise unterstützen. Preistransparenz ist aber nur für den Kunden gut, für den Verkäufer hingegen oft nicht. Bei gut vergleichbaren Produkten und Dienstleistungen kann durch einen effizienten Preisvergleich für die Verkäufer ein regelrechter Preiskampf entstehen. Es überrascht daher kaum, dass sich viele Verkäufer bemühen, sich dem Preisvergleich zu entziehen. Beliebte Ansätze dafür sind, das Produkt über eine Vielzahl von Parameters zu definieren, welche regelmässig ändern (zum Beispiel Handy-Abos), oder sicherzustellen, dass ein nahezu identisches Produkt bei der Konkurrenz unter einer anderen Marke oder einem anderen Modellnamen angeboten wird.

Noch viel eleganter ist es aber, wenn die Kosten von vornherein gar nicht sichtbar sind. Gut illustrieren lässt sich das bei In-App-Einkäufen, wenn man also in einem Handy-Spiel virtuelle Diamanten kauft oder ein neues Level kostenpflichtig freischaltet: der volle Betrag geht nicht etwa an den Spiele-Entwickler, sondern satte 30% davon an Apple oder Google. Dies ist aber für den Verbraucher nicht ersichtlich und damit entziehen sich die Tech-Giganten auch der Frage, ob 30% ein fairer Preis ist für ihre Dienstleistung (welche selbstverständlich etwas kosten darf).

Was hat das Thema Kostentransparenz mit Spenden zu tun? Alle seriösen Hilfswerke zeigen auf ihrer Webseite und in ihrem Jahresbericht auf, welcher Anteil der Spenden für Administration und Mittelbeschaffung aufgewendet werden. Der Hund liegt an einem anderen Ort begraben: Je nach dem, wie man Geld spendet, kommt gar nicht erst der volle Betrag beim Hilfswerk an. Bei einer Spende mit Kreditkarte auf der Webseite eines Hilfswerk verdienen oft Drittanbieter, welche die Spendenabwicklung übernehmen, kräftig mit. Setzt man die Gesamtkosten – also Transaktions-, Mitgliedschaft- und allfällige Zusatzgebühren – ins Verhältnis der so eingenommenen Spenden, resultieren oft Kosten von 7% oder 8%, bei kleineren Hilfswerken mit tieferen Einnahmen sogar über 10%. Ähnlich sieht es bei Standaktionen aus: Auch Personen mit Kleidung und Badge eines Hilfswerks können Angestellte eines Drittanbieters sein, welche auf Kommissionsbasis für das Hilfswerk Spenden sammeln. Bei einer Spende von 100 Franken kommt also manchmal deutlich weniger beim Hilfswerk an.

Fazit: Es gibt viele Arten, wie man Geld spenden kann – ein Preisvergleich lohnt sich also auch da. Den Unterschied spürt man zwar nicht im eigenen Portemonnaie, aber das Hilfswerk dafür umso mehr.

Darf’s ein bisschen weniger sein? Bei Spenden lieber nicht!


Neulich im Home Office

Ein Teammitglied hatte diese Woche an der Haustür Besuch von einer Studentin, die für ein internationales Hilfswerk um Spenden gebeten hat: Mit einem Firmenausweis des Hilfswerks ausgestattet, bat sie um das Ausfüllen eines Dauerauftrags für das jährliche Spenden eines fixen Betrages. Eine Einmalzahlung war nicht vorgesehen.

Auf Nachfrage, ob sie beim Hilfswerk direkt angestellt sei, druckste sie etwas herum, erklärte dann aber, dass sie für eine grosse Organisation arbeite, die sich auf die Kaltakquise von Neuspendern spezialisiert hat und dabei vornehmlich Studenten anstelle, um von Tür zu Tür zu gehen, oder am Bahnhof Passanten anzusprechen. Erfahrungsgemäss wird dabei gerne ein wenig Druck aufgebaut, und vielleicht auch ein möglicher Zeitdruck ausgenutzt.

Die Studentin erhält dabei einen Stundenlohn und eine Kommission abhängig vom Spendenbetrag. Wie viel Geld schlussendlich netto bei den Hilfswerken ankommt, vermochte sie nicht zu sagen.

Unsere Meinung dazu: Fundraising muss transparent, fair im Preis und einfach in der Handhabung sein. Es gibt einen besseren Weg, Spenden zu sammeln, als mit Einzahlungsscheinen oder LSV-Formularen von Tür zu Tür zu gehen.

Es wird Zeit, dass Digitalisierung und Preistransparenz auch beim Spenden Einzug hält: SmartDonate is launching soon